Durch die Biskaya nach Spanien
Eine mondbeschienene See wiegt Santana und uns in dieser Nacht durch den südwestlichen Teil der Biskaya. Es ist 5 Uhr morgens. Klausi hat mich eine Stunde länger schlafen lassen. Das ist so eine Verabredung bei uns: wenn wir fit sind, machen wir auch manchmal einfach länger und lassen den anderen pennen. Ebenso verhält es sich auch umgekehrt. Wenn es gar nicht mehr geht, wechseln wir auch mal früher. Es lässt sich nicht alles immer in das 4-Stunden-Raster quetschen – schon gar nicht zu zweit. Heute jedenfalls war Klaus fit und wollte unbedingt den 8. Längengrad West noch wach überfahren. Jetzt haben wir eine kurze Wachübergabe gemacht und den Plan geschmiedet, dass wir den Plan später machen 🙂 um 8 Uhr bei Frühstück und mit neuem Wetterbericht. Der Wind ist gut, wir könnten fast Spanien überspringen und direkt nach Portugal fahren. Aber wollen wir das?
Uns geht es gut, wir werden von Tag zu Tag entspannter und haben uns sehr gut in unseren 4-Stunden-Rythmus gefunden. Unsere Körper haben sich an das unentwegte Schaukeln gewöhnt (die Details erspare ich euch…) und die Müdigkeit hält sich auch in Grenzen. Während wir zu Beginn auch tagsüber meist in unserem Freiwachen geruht haben, werden wir Tags wieder aktiver, kochen zusammen, arbeiten ein bisschen am Schiff. Bei einem solchen längeren Trip ohne Land im Sicht, ein ruhiges UKW, ausgeschaltete Handys und absolut freie See (nicht mal Fischer ärgern uns hier) merken wir: das ist die eigentliche Reise: segeln! All die schönen Ziele sind ein Ansporn, aber die längere Zeit ist es genau das: die Nacht genauso intensiv erleben wie den Tag, seine Pläne in Einklang mit dem Wetter bringen, die Natur beobachten.
Dafür hatten wir viel Zeit auf der Biskaya. Während sie zu Beginn noch etwas mürrisch war, hat sie sich jetzt beruhigt. Dennoch merkt man immer: das hier ist nicht die Ostsee. Wenn ich aus dem Fenster schaue und riesige, lange Wellen den Horizont verschieben ist das Atlantik. Wenn plötzlich das Schiff umringt ist von Walen, das ist Atlantik. Und dass wir hin und wieder Rastplatz für Vögel sind, das scheint auch Atlantik zu sein: zuerst ein kleiner Falke, dann Möwe Jonathan, die auf unserem Außenborder eine Nacht mitgereist ist und zuletzt ein kleiner Fink, der seine Reise leider nicht überlebt hat. Wie auch immer er hierher gekommen ist, es gab die erste Seebestattung. Tschüss Piepsi, du mutiger kleiner Kerl.
Das bedeutsamste Naturspektakel waren aber mit Abstand die Wale. Wir waren schon von den kurzen Besuchen der Delfine begeistert als plötzlich etwas Größeres am Horizont erschien und Luft ausblies. 4 mal so groß wie die Delfine, mit rundem knuffigen Kopf hatten wir plötzlich eine Schule Grindwale um uns herum! Mehrere Babies waren dabei und tauchten unter dem Schiff hindurch, fielen zurück und holten uns erneut ein. Einige Einzelgänger gab es, aber häufig auch 2-4 Wale, die ganz eng nebeneinander schwammen und synchron auftauchten und Luft holten. Wie wir später im Internet recherchierten, sind Grindwale eher scheu zeigen sich weniger sozial als zum Beispiel Delfine – QUATSCH! Fast einen Tag lang ( !) waren sie unsere Begleiter. Irre, wenn du nachts segelst und neben dir überall diese großen Körper auftauchen und immer an deiner Seite sind. Eine Begleitfahrt der besonderen Art. Das unentwegte Pusten um uns herum fehlt uns jetzt ein bisschen.
Das immer tadellos funktioniert, können wir auch nicht behaupten. Wirklich mitten auf der Biskaya – es war „Waltag“ – hatten wir einen totalen Blackout im Schiff. Keine Lampe ging mehr an, keine Pumpe tat ihren Dienst (zum Glück haben wir ein Klo mit Handpumpe…) und kein Gerät ging mehr. Wie gut, dass wir uns zusätzlich für die teuren Papierseekarten entscheiden haben und auch ein einfaches Hand-GPS im Gepäck haben, dachten wir dann. Dennoch waren wir eine zeitlang beschäftigt und unruhig, bis wir den Fehler endlich gefunden hatten. Danke an Gerrit an dieser Stelle, der uns am Satellitentelefon unterstützt hat. Das gibt ne Buddel Rum! Am Ende war es zum Glück nur ein kleiner Wackelkontakt, den wir beheben konnten.
Aber dennoch ein Gefühl, dass wir nicht noch einmal brauchen und das uns wieder gelehrt hat, wie wichtig es ist, Logbuch zu führen, seine Orte in die Karte zu machen und die Navigation und Dokumentation nicht schleifen zu lassen.
Nun haben wir diesen Abschnitt der Reise fast geschafft. Ein Abschnitt vor dem wir den wohl nötigen Respekt hatten und den wir lieber bei zu wenig Wind angetreten sind und in Kauf genommen haben, dass es halt eben länger dauert. Ja, wir sind keine übertrieben mutigen Segler. Wir sind eben nur zu zweit, eigentlich darf keiner ausfallen und wir haben ein stattliches Schiff zu händeln. Wie man hört, bin ich schon ein wenig stolz und Klausi, der mittlerweile schläft wohl auch. Bald sehen wir Spanien!
Danke für die schöne Reise auch wenn ich zu Hause bin ich verfolge euch jede freie Minute. Zapfe jede Webcam an die ich finden kann, fiebere jeden Beitrag von euch entgegen, mache Screenshot, falls ich euch entdecke, guck mir die Gegend an wo ihr seid mache Screenshot bei Google von den Sehenswürdigkeiten und entdecke neue Orte die ich irgendwann mal besuchen werde habe beim Lesen geweint und gelacht bin gespannt was da noch kommt und freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen. Gruß und weiter so euer Stalker
Die Kids finden die Wale super. War bestimmt cool
Weiterhin viel Erfolg
Ihr beide seid verdammt mutig!
Ich bin stolz auf euch und freue mich euch zu kennen und von euch erzählen zu können.
Auch ich lese eure Berichte mit Tränen öder lachendem Gesicht! Danke dass ihr uns teilhaben lasst!
P.S. ich habe heute bei Wind, Regen und Welle mitten auf der Elbe meine Segelprüfung bestanden! Freu…
Euch weiterhin viel Glück, tolle Erlebnisse, Entspannung und ein Eins mit der Natur
Megageiler Bericht! Ich freu mich für Euch!
Santana & Hai 4 ever
Glückwunsch zum erfolgreichen Halsen! Tolles Manöver!