Einige Jahre ist es her, dass Klaus bei „Chez Henri“ auf Marie Galante saß, einen Ti-Punch genoss und Zukunftsträume hatte. Soeben hatte er mit Avontuur einmal mehr den Atlantik überquert. Kaum an Land, träumt der Seemann bereits von der nächsten Reise: dieses mal privat, nicht beruflich sondern mit eigenem Schiff und Katha. Ich erhielt diverse Anrufe von Klaus aus dem Free Wifi von „Chez Henri“ – der legendären Bar, dem legendären Restaurant mit ewig toller Live-Musik, Kunstausstellungen und den Füßen im Sand. Schwärmerisch erzählte Klaus von den Menschen auf der kleinen Insel, die zu Gouadeloupe und damit zu Frankreich gehört. Aber auch von den Destillen, die wie eh und je ihren Rhum Agricole herstellen und auch von den endlosen Sandstränden mit ihren Schildkröten.
Hier also wurde die Idee unserer Reise geboren. Am Telefon träumten wir davon, hier vor Saint Louis mit dem eigenen Schiff vor Anker zu liegen, gemeinsam die Insel zu erkunden und uns treiben zu lassen auf den 158 Quadratkilometern zwischen Atlantik und Karibik.
Ca. 6 Jahre ist das nun her.
Jetzt, im Februar 2023 sollte es so weit sein. Nachdem uns Rasmus (unser nordischer Meeresgott mit dem wir Sonntags und am Seemannssonntag unseren Rum teilen) zunächst nicht den Wind zu „unserer“ Insel gegönnt hat und wir uns stattdessen die Les Saints und Gouadeloupe angesehen hatten, wehte nun der Wind richtig und wir segelten zum ersten Mal seit Beginn der Reise eine kleine Etappe wieder zurück. Marie Galante durfte nicht ausgelassen werden. Als der Anker fiel und die ersten Trommelklänge von Land an unser Ohr trafen, waren wir überwältigt. Wir hatten es geschafft. Wir haben unseren Traum von damals wahr werden lassen.
Wir sind auf Marie Galante. Zu zweit. Mit Santana.
Obwohl der gemeine Seemann ja häufig zu Seemannsgarn neigt, muss ich sagen: hier hat Klaus nicht übertrieben! Marie Galante ist eine Insel ganz nach unserem Geschmack. Kaum touristisch, kein Hochglanz, kein Trubel, sondern unaufgeregt, zauberhaft und ein bisschen chaotisch. Einfach schön! Wir verbrachten die Abende natürlich bei „Chez Henri“, ließen uns aber auch von Jaqueline in ihrem Restaurant „L´Eden Voile“ wunderbar einheimisch bekochen. Hier gab es Lambi-Ragout und Chat´entier („ganze Katze“) sowie eine Ti-Punch-Bar, die ihres gleichen sucht. Zudem einen Blick über türkises Wasser eingefasst in einer wilden Bucht. Lecker!
Wir besuchten die historischen Stätten der Insel, wo Sklaven aus Protest den Rhum und Zucker eines ganzen Jahres im Dorfteich versenkten und anzündeten (uns später merkten: schmeckt gut!) und die Helden der Insel, wie zum Beispiel Dominique Murat seine Anwesen hatten (einen tollen Artikel mit allen Hintergründen hat Hilke Maunder in ihrem Blog „Mein Frankreich“ geschrieben – sehr lesenswert!). Natürlich fuhren wir auch zu den Destillen La Bat und natürlich zu Bielle (unsere „Haus-und-Hof-Destille) und in Capesterre wurden wir Zeugen einer riesigen Prozession durch das Städtchen zu Ehren der Beerdigung eines wohl sehr angesehenen und beliebten Insulaners.
Aber wir sehen auch, wie die Mengen an Algen, die uns schon auf dem Atlantik Sorgen bereiteten hier ganze Küstenabschnitte verseuchen und wegen des Gestanks unbewohnbar machen. Mit Baggern und Schaufeln versuchen die Insulaner das Algenproblem in den Griff zu bekommen, aber es gleicht einer Sisyphusarbeit.
Am Ende können wir uns nur schwer wieder von diesem so ursprünglich gebliebenen Eiland trennen und schauen noch lange zurück bis die Insel nur noch schwer zu erahnen ist. Übrigens eine unserer liebsten Begebenheiten beim Segeln: man hat lange Zeit, Abschied zu nehmen, wenn man sich mit 4 Knoten Fahrt vom geschützten Ankerplatz gen See entfernt.
Hallo. der Blog „MeinFrankreich“ ist von mir, Hilke Maunder – nicht von meiner Tochter Lara Joelle, Meine Tochter hat das Autorenfoto gemacht, schreibt aber nicht und hilft mir bei Instagram. Bitte korrigiert es – danke!
Mache ich gerne, danke für den Hinweis!