Nach 17 Tagen schönsten Segelns hat es uns erwischt: das Azoren-Hoch und damit die vorhersehbare Flaute. Immerhin haben wir es noch segelnd bis zum vorletzten Tag geschafft. Andere mussten schon die letzten 3-4 Tage motoren, um die Azoren zu erreichen. Wir fuhren früher nördlicher und entkamen so den großen windlosen Gebieten.
Nun aber also verließ Aeolus uns, dafür gesellten sich Delphine über Delphine zu uns. In der Nacht hielt uns die Kombination aus Meeresleuchten und uns begleitenden Tümmlern vom Schlafen ab. Wie Glitzertorpedos schossen die schönen Tiere um Santana herum, ihre grün-leuchtenden Silhouetten faszinierten uns stundenlang.
Dann aber hieß es leider für die letzten Meilen Motor an, Segel runter – zum Glück hatten wir es nicht mehr weit. An Flores waren wir schon vorbei und die Umrisse von Faial sowie Pico zeichneten sich deutlich am Horizont ab. Wir waren glücklich so gut durch diesen Teil des Atlantiks gekommen zu sein.
Im Hafen von Horta fanden wir durch eine glückliche Fügung auch nach nur einer Nacht am Anker gleich einen tollen Platz an der Pier unterhalb von Peter Café Sport. Schon am ersten Abend wussten wir wieder die europäische und in diesem Fall die portugiesische Küche zu schätzen. Dazu kam, dass wir hier für den Preis eines Bieres auf Bermuda eine ganze Runde frisch gezapftes Super-Bock bekamen. Es schmeckte herrlich nach 3 Wochen auf See!
Die Tage darauf schlenderten wir durch Horta und bewunderten die bunt bemalten Hafenanlagen. Seit Generationen verewigen sich Segler hier mit einer Maling. So machten wir es natürlich auch. Zudem brachten wir einen Santana-Wimpel zu José ins Peter´s und erhielten dafür im Gegenzug die Flagge seines Cafés – original mit Pottwal.
Der Pottwal ist hier überhaupt der Wal um den sich alles dreht. Man findet ihn in Mosaiken in der Kirche, auf Gehwegen und an Hauswänden. Die Azoren haben noch bis 1985 Jagd auf ihn gemacht, heute jagen nur noch Kameras hinter ihm her. Die Spuren des Walfangs sind aber immer noch an sehr vielen Stellen sichtbar. Die alten Walfabriken stehen noch und sind größtenteils Museen geworden, die großen Slipanlagen über die die Wale mit dampfbetriebenen Winden an Land gezogen wurden existieren noch und in Hafen fahren regelmäßig Portugiesen auf den traditionellen Walfangbooten hin und her – mal segelnd, mal rudernd. So prägt der Wal diese Inseln auch heute noch und auch wir hoffen bei Abreise einige Pott- und Buckelwale oder auch Rundkopfdelfine erblicken zu können. Mal sehen!
Da ca. seit unserer Ankunft auf den Azoren zwischen Brest und Horta nur Nordostwind blies, blieben wir am Ende 3 Wochen auf Faial und warteten auf den richtigen Wind. In dieser Zeit füllte sich der Hafen mehr und mehr und kaum jemand startete mehr Richtung Europa.
Wir genossen die Zeit, besuchten die kleine familiäre Käsemanufaktur O´Moro, umrundeten zweimal Faial – ein mal per Auto und einmal per Fahrrad, machten einen Wandertag mit Fährüberfahrt auf Pico und erkundeten so auch diese schöne Azoreninsel. Bei O´Moro deckten wir uns kräftig mit Käse ein. Die kleine Manufaktur hat uns einfach überzeugt und erst recht die Kälbchen mit Seeblick :-I Ab sofort pflegten und pflegen wir bis heute unseren Käse an Bord. Täglich einmal wird er mit Salzwasser abgewaschen und wird jeden Tag noch besser! Yummy!!!
Zudem war Zeit, viele neue spannende Bekanntschaften zu machen. So trafen wir hier auf die fröhlichen Eidgenossen Maege und Gabriela. Prompt gab es eine Premiere auf Santana: Raclette satt! Gabriela hatte nämlich zufällig noch Raclettkäse gebunkert und Pfännchen und Schieber waren selbstverständlich auf dem schweizer Schiff auch vorhanden. Die beiden segeln schon viel länger als wir durch Europa und wir verbachten schöne Stunden gemeinsam beim Knotenknüpfen und Klönschnack. Die beiden werden wir sehr vermissen. Wir trafen aber auch „alte“ Bekannte aus Bermuda wieder und veranstalteten kurzerhand ein Pier-Barbecue an dem am Ende ca. 20 Boote teilnahmen. Von „ich hoffe irgendwer hat einen Grill???“ wurde am Ende eine Palette von 8 Grills auf denen munter international gebrutzelt wurde.
Neben netten anderen Seglern gabelten wir hier auch Felix auf, der seine Semesterferien hier verbringt und kurzerhand entschlossen hat, bei Gelegenheit mit dem Segelschiff zurück nach Europa zu segeln. Die Gelegenheit waren dann wir! Felix war also Crewmitglied Nummer 5. Zusammen mit Anke und Ulla brachen wir dann nach einem kleineren Sturm am 8.6. Richtung europäisches Festland auf. Alle drei wurden zu tollen Crewmitgliedern und lernten unglaublich schnell unsere Santana zu segeln. Am Ende wollten wir sie, wie eigentlich alle unsere Crews, gar nicht mehr gehen lassen. Als Lehrerin weiß ich, wie es ist, endlich eine tolle, einsatzfähige Truppe vor sich zu haben und sie am schönsten Punkt wieder ziehen lassen zu müssen. Es bleibt ein weinendes und ein lachendes Auge.